Diskussionsbeitrag zur Finanzierung von Open-Source

29 Janvier 2009 - Paris

Die Finanzierung von Open-Source-Software ist immer wieder ein Problem. Speziell kleine Projekte haben immer wieder zu kämpfen, sei es bei neuer Hardware oder der Server-Miete – von der Bezahlung der Team-Mitglieder ganz zu schweigen. Hinzu kommt, dass die meisten Open-Source-Projekte werden von Einzelkämpfern programmiert und haben einfach nicht die Men-Power um sie (schneller) weiterzuentwickeln.

Meine beiden Lieblingsbeispiele sind die beiden Projekte Scribes und Gimp – Gimp als Beispiel für ein großes komplexes Projekt, Scribes als kleines Projekt mit einem Programmierer.

Gimp 2.8 verschiebt sich immer weiter nach hinten

Gimp hat Probleme, weil zu wenig Geld und Programmierer vorhanden ist. Die Roadmap für Gimp 2.8 wurde schon mehrmals angepasst und mit viel Glück wird Gimp 2.8 Ende des Jahres erscheinen. Bitte versteht mich nicht falsch: Gimp ist eine sensationell gute Software. Trotzdem läuft Gimp kommerzieller Software wie Photoshop immer etwas hinterher. Bis heute fehlen Ebenen-Gruppierung, Rich-Text-Formatierung oder ein Ein-Fenster-Modus. Man stelle sich mal vor, wenn die drei Hauptprogrammier Vollzeit an Gimp arbeiten könnten. Gleiches gilt für andere Multimedia-Software wie OpenShot und Ardour.

Scribes erfüllt nicht die Wünsche seiner Anwender

Scribes ist ein Editor der mit sehr viel Liebe zum Detail designt und programmiert. Ich lasse mich sogar zu der Aussage hinreißen, dass Scribes der beste Editor überhaupt ist. Scribes hat in den Augen vieler Anwender einen großen Makel: Scribes hat keine Tabs. Der Author meint, Tabs seien kontraproduktiv. Trotz der vielen Bitten der Anwender wird es wegen Zeitmangels des Authors keine Tabs in Scribes geben. Es sei denn, es findet sich ein weiterer Programmierer, der dieses Feature implementiert, oder irgendjemand macht Geld locker, damit der Author Zeit hat das Tab-Feature zu programmieren.

Welche Finanzierungsmöglichkeiten gibt es?

Grundsätzlich sehe ich drei Lösungsansätze:

  • Spenden
  • Doppelte Lizenzierung
  • Sponsorship

Spenden

Die einfachste Lösung sind spenden der Anwender. Leider machden das die Wenigsten von uns in außreichendem Umfang.

Wer noch nie was für ein OSS-Projekt gespendet hat, sollte das unbedingt nachholen, die Entwickler sind einem meistens wirklich dankbar.

Doppelte Lizenz

Die doppelte Lizenz ist weit verbreitet im B2B-Bereich. Meist gibt es dann eine Community-Version, die abgespeckt ist und keinen Support enthält.

Für Deskop-Anwendungen ist diese Modell meines Wissens nicht sehr verbreitet, weil sich Support nicht so gut an Endkunden verkaufen lässt. Deswegen scheinen viele Firmen Vorbehalte gegen die Veröffentlichung der Sourcen zu haben.

Sponsorship

Sponsorship ist eine weitere Möglichkeit der Finanzierung von Open-Source-Projekten. Dabei muss man unterscheiden, zwischen reinen Geldspritzen und dem Abstellen von Entwicklern und Designern. Unter dem Strich muss man sagen, dass die meisten der erfolgreichsten Open-Source-Projekte irgendeine Form von Sponsoring bekommen. Als Beispiele will ich mal den Linux-Kernel, Firefox und LibreOffice nennen.

Einführung des Open-Source-Zehnt

Der Open-Source-Zehnt ist eine Idee von Gabriel Weinberg und kann als eine besondere Form des Sponsoring betrachtet werden. Er basiert auf dem Kirchen-Zehnt, der bis ins Mittelalter üblich war. Demnach hatte ein Gläubiger ein Zehntel seines Einkommen bei seiner Glaubensgemeinschaft abzuliefern.

Für Firmen und Selbstständige, die sich freiweillig verpflichten, hat der Zehnt den Vorteil, dass sie ihn erst auszahlen, nachdem sie Einnahmen generiert haben. Sie bekommen von der Open-Source-Gemeinschaft eine Art Kredit für Software, den sie dann später "zurückzahlen".

Umgekehrt ist es nur fair, wenn man als Firma Open-Source nicht einfach nur als kostenlose Software sieht, sondern der Gemeinschaft auch etwas zurückgibt.

Das gilt natürlich auch für die Rockiger UG. Wir werden in Zukunft 10% unseres Gewinns an Open-Source-Projekte spenden.

Was für Möglichkeiten seht ihr noch, um Open-Source-Projekten eine bessere Finanzierung zu ermöglichen? Was haltet ihr vom Open-Source-Zehnt?

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